Lerncoach

  • Die Ziele, die durch Coaching beim Klienten – hier dem Jugendlichen – erreicht werden sollen,
  • der theoretische Ansatz der Konzepte, die auch in der Sitzung vermittelt werden
  • und die die praktische Sitzung, die immer als Verbindung von Theorie und praktischen Training verläuft.

Es geht um zwei grundlegende Ziele:

  1. die Coachs zu befähigen, die Selbstregulierungsfähigkeit der Jugendlichen zu fördern.
  2. als Resultat des Coachings-Prozesses, bei den Jugendlichen eine Balance zwischen ihrer Person und den Anforderungen der Arbeit anzubahnen.

Generell ist das Coaching eine professionelle Form der Beratung und Begleitung, in der es darum geht, eine verträgliche Passung zwischen der Person und der Arbeitswelt herzustellen.

Wenn man diese Beratungsform auf das Modellprojekt überträgt geht es also darum, den Jugendlichen bei der Integration in seine Ausbildungswelt so zu unterstützen, dass eine Balance gefunden wird zwischen der Person des Jugendlichen mit all ihren Ausprägungen und Schwierigkeiten und seiner Arbeitswelt.

Beim Kiefer Coaching Modell ist der Mensch – also hier der Jugendliche- in der Beratung das primäre Bezugssystem, d.h. seine individuelle Psychostruktur, seine Verhaltensweisen, seine Einstellungen, ist das, was man unter Personenzentrierter Beratung versteht und es ist auch das, was im Lernbegleiter-Konzept gefordert wird: eine kompetenz-, motivations- und Personenzentrierter Beratung.

Das humanistische Menschenbild

Das humanistische Menschenbild baut auf der humanistischen Psychologie bzw. Pädagogik auf. Unterschied zu mechanistischen Modellen, wie z.B. dem Behaviorismus oder einem organismischen Modell, wie der Psychoanalyse geht das humanistische Modell von einer Interaktion zwischen Mensch und Umwelt aus. Jeder Mensch hat demnach einen so genannten konstruktiven Kern, d.h. er ist prinzipiell in der Lage in Interaktion mit seiner Umwelt sein Leben gestalten.

Er hat weiterhin ein Bedürfnis nach Wachstum und Selbstverwirklichung, ist prinzipiell in der Lage frei zu wählen und trägt auch die Verantwortung für seine Wahl.

Er strebt in seinem Leben nach Ziel- und Sinnorientierung, auch wen dies oft nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Findet er keine Sinnorientierung, wird dies häufig als schwere Lebenskrise mit Mutlosigkeit, Depression oder Aggression erlebt. Zusammengefasst kann man sagen, dass das humanistische Menschenbild von einem positiven und entwicklungsfähigen Konzept des Menschen ausgeht.

Was bedeutet das humanistische Menschenbild für die praktische Coaching-Arbeit?

Wenn der Caoch den Ansatz des humanistischen Menschenbildes nicht verinnerlicht hat, ist er oder sie für den Coaching-Prozess nicht geeignet.

Die Anforderung an den Coach besteht darin, dass er den Jugendlichen als Person achtet, auch wenn dieser noch so verdreht ist. Weiterhin muss er von der Überzeugung ausgehen, dass der Jugendliche Entwicklungspotentiale hat und sich entwickeln kann.

Jemand, der eine menschenverachtende Einstellung hat, kann diese Aufgabe nicht erfüllen

Die Systemtheorie

Die Systemtheorie betrachtet ihre Forschungsgegenstände immer als Systeme, nie als einzelne, isolierte Gegenstände. Für den hier genannten Zusammenhang heißt dies, dass der Jugendliche, wenn man sich mit ihm beschäftigt, nie isoliert betrachtet werden darf. Er befindet sich immer in Systemen, wie z.B. der Familie, in der Schule, in den Arbeitskollegien – und, was bei Jugendlichen besonders wichtig und auch prägend ist – dem Freundeskreis.

Weiterhin geht die Systemtheorie davon aus, dass jeder Mensch ein sich selbst steuerndes und regulierendes System ist, das von der ihn umgebenden Welt das aufnimmt, was zum Erhalt seines Systems beiträgt.

Was bedeutet die Systemtheorie für die praktische Coaching-Arbeit?

Im Coaching muss eine systemische Betrachtungsweise angewendet werden, wobei die Umwelt des Jugendlichen immer mitzudenken ist. Das hat für die praktische Arbeit wiederum zwei Konsequenzen:

Zunächst bedeutet es, dass ein steuernder Zugriff von außen im Sinne einer planbaren Ursache-Wirkung-Reaktion nicht möglich ist. Das Coaching gibt Impulse und keine Befehle, denn wie der Betreffende sich bewegt, hängt von seinem inneren und äußeren System ab. In das er eingebettet ist. Und es gibt noch eine wichtige Konsequenz: Oft wird beklagt, dass die umgebenden System des Jugendlichen an seiner Situation schuld seien. Aber Systeme kann eben man kaum ändern. Die Erkenntnis, die aus der Systemtheorie resultiert ist die: Will man etwas am System ändern, muss man zunächst bei sich selbst anfangen. Und diese Veränderung wird Auswirkungen auf die Bewegung des Systems haben. In diesem Zusammenhang ist das Bild eines Mobiles hilfreich: Wird nur ein Element durch eine Intervention in Bewegung gesetzt, bewegt sich das ganze System und findet seinen Ruhezustand in einer veränderten Konstellation.

Konstruktivismus und Neurobiologie

Konstruktivismus und Neurobiologie gehen davon aus, dass das menschliche Gehirn sich seine eigene Wirklichkeit konstruiert.  Das bedeutet, dass es keine 1 und 1 Übertragung von äußeren Bildern in das menschliche Gehirn gibt. Jeder Mensch hat seine ureigenste Wahrnehmung und sein Gehirn baut Konstruktionen auf, die nicht mit denen Anderem übereinstimmen müssen. Man kann sich dies an der eigenen Alltagserfahrung verdeutlichen: Wenn wir uns mit jemand Anderem über Filme oder Bücher austauschen, sind wir oft erstaunt, wie unterschiedlich zu unserer Wahrnehmung manchmal die Bilder und Darstellungen der Anderen sind. Eindeutiger ist es noch bei Konflikten, wo jede Partei ihre eigene Version hat, die sie selbstverständlich für wahr und richtig hält, die aber von der anderen Partei so nicht akzeptiert werden kann.

Was bedeuten Konstruktivismus und Neurobiologie für die praktische Coaching-Arbeit?

Erst einmal geht es darum, genau herauszufinden, wie der Jugendliche seine Welt wahrnimmt. Und diese Bilder und Ansichten sind ernst zu nehmen. Man kann nicht sagen, dass die Wahrnehmung eines Anderen nicht stimm oder gar falsch ist. Sie ist aufgrund unterschiedlicher persönlicher Wahrnehmungsfilter anders. Und zum zweiten heißt das, man muss gemeinsam mit dem Jugendlichen die Lösung finden, die in sein individuelles Wahrnehmungssystem passt. Es gibt keine Standart-Lösung, die auf alle Jugendlichen passt. Eine Lösung, die der Coach oder Berater für den Jugendlichen ausdenkt, wird in der Regel nicht funktionieren.

Bestandteile des Lerncoachings

1- Organismus

2- Das Selbst

1. Organismus (der Körper)

Der Organismus wünscht sich „Wohlbefinden“ (Gesundheit/Bedürfnisbefriedigung). Bei dem ständigen geistigen und körperlichen Entwicklungsprozess hat der Organismus die Fähigkeit – alles was er erlebt (Erfahrungen/Eindrücke/Reize) – (positiv oder negativ) zu bewerten. Das bezeichne ich als Aktualisierungstendenz des Organismus.

Bei dem Streben nach Selbstverwirklichung macht jeder Mensch unterschiedliche Erfahrungen mit anderen Menschen und der Welt. Hierbei gibt es keinen Stillstand, sondern es ist ein ständiger, fließender Prozess, wo jeder Mensch (individuell – einzigartig) Vertrauen zu seinem Organismus entwickelt und seine Erfahrungen bewertet.

2. Das Selbst (das Denken)

Ich gehe hier davon aus, dass der Organismus bewusste und unbewusste Erfahrungen macht. Ich nenne das „das phänomenale Feld“. Der Mensch vergleicht seine subjektive Realität mit der objektiven Realität. Ich gehe davon aus, dass die subjektive Wirklichkeit vom Individuum durch die Gegenüberstellung mit der Realität geprüft wird. Erst danach erfolgt die Entscheidung, ob die subjektive Realität bejaht oder verneint wird. Diesen Prozess nenne ich das „Selbst“. Hierbei ist zu beachten, dass jeder Mensch ein Selbst ist, (also individuell – einzigartig). Auch das Selbst entwickelt und verändert sich. Auch, wenn eine Person sich von der Wirklichkeit entfernt, bleibt seine Grundstruktur trotzdem erhalten.

Im Verlauf seiner Entwicklung hat jeder Mensch aufgrund seiner Erfahrungen ein persönliches Wertesystem für sein Selbst. Zur Erhaltung seiner inneren Ordnung verhält sich der Mensch so, dass sein Verhalten und seine Selbst-Wertschätzung für ihn persönlich (unabhängig von der Umwelt) übereinstimmen, also konsistent sind.

Im Normalfall übernimmt der Mensch das Ergebnis einer Erfahrung (siehe phänomenales Feld) in sein Bewusstsein. Wenn das nicht passiert, entsteht eine Inkongruenz seines Organismus zu seinem Selbst. Die Folge ist, dass der Organismus die Realität falsch interpretiert. Durch das „Blocken“ des Bewusstseins, entstehen Ängste und defensive Prozesse.

Kinder, die keine Zuwendung und Anerkennung erhalten, können kein eigenes Wertesystem entwickeln. Um z.B. von den Eltern geliebt zu werden, übernehmen sie deren Werte. Das eigene Selbst des Kindes ist dann nicht Ergebnis eigener Erfahrung, sondern „übernommene Fremderfahrung“.